22. Januar 2020 | Gastvortrag: "Re:located"
Fassadentranslozierungen in der Altstadt von Aachen
In seinem Vortrag bot Jan Richarz einen Überblick über die Versetzung von Fassaden in der Aachener Innenstadt nach 1945. Im Zuge städtebaulicher Veränderungen nach dem zweiten Weltkrieg wurden viele Straßenfluchten verbreitert und insbesondere im Universitätsbereich entstanden einige größere Gebäude neu. Die Fassaden der Gebäude, die zu diesem Zweck abgerissen werden mussten, wurden zum Teil, entsprechend ihrem historischen Wert, abgenommen, auf dem städtischen Bauhof gelagert und in neuen Gebäuden eingesetzt. Im Wiederaufbau und insbesondere während der Stadtsanierung wurden Fassadentranslozierungen in dieser Form besonders in den drei Hauptsanierungsgebieten angewandt, um sich dem alten Stadtbild in teilweise idealisierter Form anzunähern. Dies stellte bis in die 1970er eine legitime städtebauliche Methode dar, da so die Straßen für den zeitgenössischen Verkehr verbreitert werden und dennoch einige der alten Gebäude in Teilen erhalten werden konnten. 1981 fand diesbezüglich jedoch ein Umdenken statt und die verbliebenen eingelagerten Fassaden gerieten Vergessenheit.
Nach seinem Studium des Bauingenieurwesens, der Baugeschichte sowie der Geschichte und Politischen Wissenschaften in Aachen war Jan Richarz zunächst freiberuflich als Bauhistoriker und Bauforscher, anschließend als Volontär im LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum und als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehr- und Forschungsgebiet Denkmalpflege und Historische Bauforschung an der RWTH Aachen tätig. Neben der Archäologie der römischen Provinzen und der Bauforschung an Architektur aller Epochen beschäftigt sich Jan Richarz schwerpunktmäßig mit der Architektur, Stadtplanung und Denkmalpflege seit 1945 und mit Rekonstruktion und Translozierung im Städtebau.
Datum und Veranstaltungsort
22. Januar 2020, 16:15 Uhr, RWTH Aachen University, Audimax, Grüner Hörsaal
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