20. Juli 2018 | Bericht Vortragsabend Emil Steffann
Das Werk des Architekten Emil Steffann
Geschichte, Gegenwart, Zukunft – zum 50. Todesjahr
Der Architekt Emil Steffann (1899–1968) ist einer der bedeutendsten Kirchenbaumeister seiner Generation. Rund 40 Kirchen und Klöster gingen zwischen 1950 und 1968 aus seinem Atelier hervor – alle aus der individuellen Aufgabe heraus entwickelt und dennoch unverkennbar seiner Architektursprache folgend.
Seinen diesjährigen 50. Todestag nahm der Lehrstuhl für Architekturgeschichte der RWTH Aachen zum Anlass, in Kooperation mit dem Verein „Dialograum Kreuzung an St. Helena“ am 20. Juli einen Vortragsabend auszurichten, um an Leben und Werk des renommierten, heute jedoch weitgehend vergessenen Architekten zu erinnern, die bleibende Bedeutung seiner Architektur vor Augen zu führen und ihm damit zu neuer Wertschätzung zu verhelfen. Den angemessenen Rahmen hierfür bot die Kirche St. Helena in Bonn – ein Kirchenbau, der um 1960 selbst nach einem Entwurf von Emil Steffann und Nikolaus Rosiny errichtet wurde.
Zur Freude der Veranstalter fanden an jenem Abend über vierzig Interessierte den Weg in die Bonner Nordstadt – darunter nicht nur zahlreiche Familienmitglieder Emil Steffanns, sondern mit Gisberth Hülsmann und Josef Lorenz auch zwei langjährige Mitarbeiter des Kirchenbaumeisters.
Nach einem Grußwort und einer kurzen Einführung von Dr. Caroline Helmenstein eröffnete der studierte Philosoph und Musiker Georges Paul das Programm mit einer kurzen Betrachtung der Begriffe „Kunst“ und „Religion“ in Hegels Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften. Als Mitglied des Vereins „Dialograum Kreuzung an St. Helena“ nahm er hierbei auch Bezug auf die Kirche St. Helena als Veranstaltungsort und hob die besondere Atmosphäre des Kirchenraums und dessen vielfältige Nutzungsmöglichkeiten hervor.
Im Folgenden zeichnete die Architekturhistorikerin Caroline Helmenstein in ihrem Vortrag „Emil Steffann – Schlaglichter auf Leben und Werk“ den für das Verständnis seines Werkes relevanten Lebensweg des Architekten nach, der erst auf Umwegen zum Katholizismus und zu seiner Tätigkeit als Architekt gefunden hatte.
Eine ideale Ergänzung zu ihrem Vortrag bildete der folgende Beitrag des italienischen Architekten Dr. Tino Grisi, der mit der Monographie „Können wir noch Kirchen bauen?" Emil Steffann und sein Atelier die erste vollständige Studie mit Originalfotos seiner Sakralbauten veröffentlicht hat. Er verzichtete auf viele Worte und verlieh seinen Gedanken zum Werk von Emil Steffann stattdessen durch einen Filmbeitrag mit dem Titel Architektur und Wahrheit Ausdruck.
Abschließend stellte der Kunsthistoriker Dr. Martin Bredenbeck mit seinem Vortrag über „Steffanns Erbe(n) – Kirchen zwischen Umnutzung und Abriss“ vor dem aktuellen Hintergrund der zunehmenden Nutzungsänderung von Kirchenräumen einen Bezug zur Gegenwart her.
In einer kleinen Ausstellung wurden ergänzend zahlreiche, von Studierenden der RWTH Aachen gefertigte Architekturmodelle gezeigt, die zentrale Grundgedanken der Architektur Emil Steffanns verbildlichten und deren freie Anordnung im Raum vielfältige Assoziationen ermöglichte. Stelen mit erläuternden Kurztexten vermittelten zu den ausgestellten Modellen grundlegende Informationen.
Ein kleiner Umtrunk, bei dem die Modelle interessiert in Augenschein genommen wurden, bildete den Abschluss des aus Sicht der Veranstalter gelungenen Abends zur Erinnerung und Würdigung des Architekten und Kirchenbaumeisters Emil Steffann.
Ermöglicht wurde der Vortragsabend durch die Unterstützung der Landesinitiative StadtBauKultur NRW, des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, des BDA Landesverbandes NRW und des BDB Bonn-Rhein-Sieg. Ihnen sei herzlich gedankt.
Vorträge
Georges Paul: Absoluter Geist. Kunst und Religion in Hegels Enzyklopädie
Dr. Caroline Helmenstein: Emil Steffann – Schlaglichter auf Leben und Werk
Dr. Tino Grisi: Architektur und Wahrheit
Dr. Martin Bredenbeck: Steffanns Erbe(n) – Kirchen zwischen Umnutzung und Abriss
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