2023 | Chicago
Eine Nachlese von Jonas Ueding
Nach dreijähriger Pause endlich wieder gemeinsam mit Studierenden auf Pfingstexkursion zu gehen, war für alle Beteiligten etwas ganz Besonderes – zumal sich mit der Reise nach Chicago, in eine der architekturhistorisch bedeutendsten Städte der USA, viele den lange gehegten Traum erfüllen konnten, dort erstmalig einige der aus Vorlesungen und Übungen bekannten Bauwerke des 20. und ausgehenden 19. Jahrhunderts zu besuchen. In und um Chicago begegneten wir dem Werk von Frank Lloyd Wright, Mies van der Rohe, Louis Sullivan und vielen mehr.
Den Auftakt zum mehrtägigen Aufenthalt in Chicago bildete am ersten Tag ein ausgedehnter Stadtspaziergang durch die Downtown. Von Pionieren des Stahlskelett-Hochhausbaus wie dem Monadnock Building über die Art-Déco-Architektur des Chicago Board of Trade bis hin zum International Style des Chicago Federal Center sowie dem postmodernen Thompson Center gelang auf diese Weise ein erster querschnittartiger Überblick über viele Jahrzehnte amerikanischer Architekturgeschichte.
Am folgenden Tag wurden einige schon von außen bekannte Bauwerke erneut besucht, um zum Teil in Führungen auch ihr Inneres zu erkunden. So konnten wir beispielsweise die Aussicht aus dem 29. Stock des Richard W. Daley Center nutzen, um die Stadt aus luftiger Höhe zu betrachten und haben den von Frank Lloyd Wright umgestalteten Innenhof des Rookery Buildings bewundert.
Die restlichen drei Tage in Chicago haben wir dazu verwendet, die Metropole auch über die Downtown hinaus zu erfassen – unter anderem mit einer Führung des Deans der Architekturfakultät des IIT rund um die Lake Shore Drive Apartments sowie, am anderen Ende der Stadt, durch die weltberühmte Crown Hall des IIT von Mies van der Rohe.
Ein ganzer Tag war außerdem dem Besuch des Stadtteils Oak Park gewidmet, wo Frank Lloyd Wright einige Jahre gelebt und gewirkt hat: Die Besichtigung seines Home and Studio, des imposanten Unity Temple sowie ein Spaziergang durch die mit seinen Prairie Houses gespickten Straßen läutete eine Fokussierung auf Wrights Werk ein, die am Folgetag mit dem Besuch des Robie House ihren vorläufigen Höhepunkt fand. In der direkten Nachbarschaft dieses Paradebeispiels des Prairie Style konnten wir außerdem den vorwiegend neogotischen, mit außergewöhnlichen zeitgenössischen Bauwerken ergänzten Campus der University of Chicago erkunden – ein starker Kontrast zum zuvor besichtigten IIT-Campus.
Mit dem Ende der Zeit in Chicago wandelte sich auch der Charakter der Exkursion vom Städte- zum Roadtrip, sodass wir auf den Fahrten zwischen den einzelnen Stationen auch die mittelamerikanische Landschaft kennenlernen konnten. Besucht haben wir in diesen Tagen hauptsächlich Werke von Frank Lloyd Wright, darunter vor allem die Wohnstätte und Architekturschule Taliesin bei Spring Green, das A. D. German Warehouse in Richland Center, das Unitarian Meeting House und das Pew House in Madison sowie die Annunciation Greek Orthodox Church in Wauwatosa.
Mit diesen Stationen konnten wir die Entwicklung der Architektursprache Wrights über mehrere Jahrzehnte nachvollziehen und hatten abschließend sogar die Chance, einen direkten Vergleich zu Mies van der Rohes Arbeitsweise herzustellen: Den krönenden Abschluss der Exkursion bildeten am letzten Tag die Besichtigungen von Wrights Johnson Wax Headquarters in Racine sowie von Mies' Farnsworth House in Plano.
Kontakt
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Anke Naujokat
Felix Martin, M. Sc. RWTH