Orte für die Wissenschaft

  Frontansicht des Instituts für Nachrichtentechnik und Hochfrequenztechnik, Aachen Urheberrecht: © Anina Janich  

Orte für die Wissenschaft. Die Bauten der RWTH Aachen von 1870 bis heute


2020 feierte die RWTH Aachen das 150-jährige Jubiläum ihrer Gründung. Der Lehrstuhl für Architekturgeschichte nimmt dies zum Anlass, den im Laufe der Jahrzehnte für die Hochschule entstandenen Baubestand erstmals im Zusammenhang zu dokumentieren und auf Basis einer detaillierten Analyse der konkreten Bausubstanz sowie einer Auswertung der bauzeitlichen Publikationen und Archivquellen wissenschaftlich aufzuarbeiten.

Seit 2019 fand daher zum einen eine Folge von Lehrveranstaltungen statt, in denen es gelang, die Entstehungsgeschichte zahlreicher für RWTH prägender Gebäude zu rekonstruieren sowie die Bauten in der Architekturentwicklung des späten 19., 20. und 21. Jahrhunderts zu verorten. Zum anderen wurden die studentischen Recherchen immer wieder auch durch Forschungsaktivitäten diverser Lehrstuhlangehöriger flankiert.

Das Spektrum der behandelten Objekte reicht dabei vom Gründungsbau, dem heutigen Hauptgebäude, der noch den Kampf um Anerkennung der polytechnischen Ausbildung widerspiegelt, bis hin zur Bautätigkeit der letzten Jahre, mit der die RWTH ihrem Erfolg im internationalen Wettbewerb Ausdruck verlieh. Für wichtige Etappen innerhalb der Hochschulentwicklung stehen darüber hinaus Gebäude wie das Rogowski-Institut und das Institut für Elektrische Maschinen, in denen die Suche nach neuen architektonischen Ausdrucksformen in den 1920er-Jahren ihren ersten Höhepunkt erreichte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wagten das Audimax, das Studentendorf und die Sportanlagen des Königshügels den Spagat zwischen Tradition und Neubeginn. Die Sammelbauten für Maschinenwesen und Allgemeine Wissenschaften übertrugen die Idee einer aufgelockerten Stadtstruktur auf das Hochschulareal, und mit dem Rechenzentrum und den Studententürmen hielt die Architekturströmung des Brutalismus ebenfalls Einzug in den Aachener Hochschulbau. Das Klinikum und das Kármán-Auditorium wiederum stehen auf jeweils eigene Weise für eine zwischenzeitliche Tendenz zur Errichtung von Großstrukturen, und bei der Entwicklung des "Baumhauses" und des SuperCs experimentierten die Lehrenden der Architekturfakultät mit ungewöhnlichen konstruktiven Lösungen.

Erstes konkretes Ergebnis der Forschungen ist ein Architekturführer, der sich aktuell in der Phase der Schlussredaktion befindet und bis 2022 im Druck erscheinen soll. Auf diese Weise möchte das Projekt nicht nur ein Bewusstsein für die architektonischen Qualitäten der Hochschulgebäude schaffen, sondern auch für den Erhalt und die Fortschreibung dieser Qualitäten werben.

 
 

Kontakt

Dr.-Ing. Tobias Glitsch