Aachener Dom – Kettenmodelle

  Kettenmodell der Aachener Chorhalle Urheberrecht: © Bruno Schindler  

Kettenmodell der Aachener Chorhalle (2018)


Seit 2006 wird auf der Grundlage eines komplexen Kettenmodells die Lastabtragung der gotischen Chorhalle im Rahmen mehrerer studentischer Seminare simuliert. Dabei ergeben sich sehr differenzierte Erkenntnisse zur Lastenverteilung von Pfeilern und Gewölben - Letztere teils mit kragenden Steinlagen, teils mit schiebenden Keilsteinen ausgeführt.

Einerseits wurde der 9/14-seitige Abschluss der Chorhalle offensichtlich als Zentralbau von den gotischen Baumeistern in einem perfekten Gleichgewicht konzipiert. Andererseits bergen die Öffnung dieses Zentralbaus an den verbindenden Längsbau und dessen Anschluss an das karolingische Oktogon jedoch das Risiko, dass diese Störung des rein zyklischen Gleichgewichts in den Gewölben die Schlusssteine hebt, trotz eines Kräfteausgleichs, der über mehrere fassartige, periphere Ringanker gebildet wurde.

Ein dreidimensionales digitales Modell ermöglicht Einblicke in die Bauprozesse und erweist sich als formale Ergänzung des relativ abstrakt gehaltenen Kettenmodells.

Kettenmodell des Oktogons der Aachener Pfalzkapelle (2003)


Die Untersuchung des Tragverhaltens mit analogen Kettenmodellen ermöglicht, das Gleichgewicht der Kräfte anschaulich darzustellen. Für das achtseitige Klostergewölbe in Aachen wurde der mit den Ketten und Gewichten modellierte Zusammenhang von den karolingischen Ringankern aus Eisen mit dem Gewölbemauerwerk gezeigt und die Spannungen ringförmig abgelesen. Das Experiment am Kettenmodell zeigte darüber hinaus, wo im Inneren mit Ablösungen der Oberflächen aus Putz und Mosaik zu rechnen war. Das Modell wird im Dach des Aachener Münsters zu Lehrzwecken vom Dombauamt aufbewahrt.

 
 

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Dipl.-Arch. Bruno Schindler