WiSe 2021/22 | Schlaunstudien
Ziegelanalyse im Werk Johann Conrad Schlauns: Die Loretokapelle in Dyckburg (Münster)
Seminararbeit von Guangyuan Yu
Im Rahmen des Seminars „Das Œuvre des Johann Conrad Schlaun – Rezeption barocker Bautypologie und Vollendung bürgerlicher Bautraditionen“ wurde unter anderem seine 1740 errichtete Loretokapelle in Dyckburg untersucht. Die jederzeit für Pilgernde zugängliche Wallfahrtskapelle wurde 1894 um einen oktogonalen Bau sowie 1914 um eine Grabkapelle erweitert.
Dem Vorbild des Heiligen Hauses in Loreto folgend, entsprach der ursprüngliche Grundriss der Schlaun’schen Kapelle einem einfachen, längsrechteckigen Saal, der seinen hinteren Abschluss in einem um zwei Stufen erhöhten Altarraum fand.
Der Haupteingang liegt an der Hauptfassade. Die Doppellisenen und das in der Mitte segmentbogenförmig geschwungene Kranzgesims rahmen – gemeinsam mit dem Wappen – das zentrale Portal, über dem der Schweifgiebel mit zentralem Okulus sowie die krönende Glockenlaterne sitzen. Portal, Wappen, Okulus, Glocke und Kreuz bilden die zentrale Hauptachse.
Die Kapelle ist aus Ziegelstein errichtet. Durch die Bemessung und Berechnung ergibt sich ein Steinformat von 27,1 x 12,8 x 5,65 cm (L x B x H) und eine Fugenbreite von 1,5 cm. Im Aufriss ist deutlich zu erkennen, dass (der nötigen Stabilität wegen) ein Kreuzverband gewählt wurde. Dadurch werden die Lasten auf den gesamten Querschnitt verteilt. In der Eckkonstruktion sind die Läuferschicht und die Binderschicht der zusammenstoßenden Mauern immer versetzt. Eine Besonderheit stellen die an den Ecken hervorstehenden Lisenen dar. So tritt jeweils ein Viertelstein aus der Fassadenebene hervor; die rückwärtig entstehende „Leerstelle“ wird verfüllt. Zusätzlich werden auch Dreiviertel- und Halbsteine verwendet.
Die Arbeit von Guangyuan Yu zeigt den modularen Zusammenhang des Bauwerkes mit dem gebräuchlichen Ziegelformat im Bistum Münster. Johann Conrad Schlaun interpretierte die rechteckige Grundform der Casa Santa, welche Engel von Nazareth nach Loreto trugen, mit einer konsequenten Nachahmung der gekoppelten Stützen und der Jochteilung des heiligen Vorbildes in der Basilika von Loreto. Das Ziegelformat bildet das in Münster übliche Fußmaß von 28,6 Zentimetern mit den für den Ziegelverband notwendigen Halbierungen ab.
Dozent