Lehrprofil
Grundsätze der Lehre im Fach Architekturgeschichte
Architekturnahe Baugeschichtslehre
Die Lehre des Lehrstuhls für Architekturgeschichte richtet sich explizit an entwerfende Architekt*innen. Ihr erstes Ziel ist es, den Studierenden die historische Baukunst als voll verwertbaren Inspirationsschatz für ihre eigene kreative Tätigkeit zu vermitteln. Das Augenmerk richtet sich daher zunächst auf das historische Gebäude selbst, auf seine gestalterische Disposition, Komposition, Konstruktion und Ikonologie, um von hier aus seine gesellschaftlich-historische Bedingtheit und Bedeutung zu ergründen.
Die Aachener Architekturgeschichtslehre begreift sich damit als zentralen Bestandteil der Architekt*innen-Ausbildung. Sie vermittelt den Studierenden, dass der Akt des Entwerfens kein kreatives Mysterium ist, das sich jeder rationalen Erklärung entzieht und stets neu erfunden werden muss. Er beruht vielmehr zu einem großen Teil auf der Kenntnis der Eigengesetzlichkeiten der Architektur und der Anwendung fundamentaler architektonischer Prinzipien, die sich an hervorragenden Bauwerken aller Epochen studieren lassen.
Verknüpfung von Forschung und Lehre
Lehre und wissenschaftliche Forschung stehen am Lehrstuhl für Architekturgeschichte in engem Zusammenhang. Interessierte Studierende werden in die aktuellen Bauforschungsprojekte des Lehrstuhls einbezogen. Im Rahmen der circa vier Bauforschungskampagnen pro Jahr profitieren sie von der Möglichkeit, herausragende Architektur außerhalb der spezialisierten Fächerlehre des Hörsaals in ihrer Ganzheit hautnah kennenzulernen und den Bauprozess in umgekehrter Blickrichtung vom Ende her bis zu seiner Konzeption zurückzuverfolgen. Gleichzeitig werden aktuelle Forschungsprojekte und -ergebnisse laufend in die Regellehre hineingetragen, wo sie sich in Vorlesungen, Seminaren und Entwürfen niederschlagen.
Verbindung von wissenschaftlicher und gestalterischer Herangehensweise
Eine wichtige Verantwortung der Architekturgeschichtslehre ist die Vermittlung unterschiedlicher Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens, auf das in den gestalterischen und konstruktiven Fächern des Architekturstudiums in der Regel weniger Wert gelegt wird. Darüber wird das wissenschaftliche Herangehen aber auch mit dem für Architekturstudierende vertrauteren gestalterischen Herangehen verbunden. Dies geschieht einerseits durch die Gestaltung von Ausstellungen zu architekturhistorischen Themen, andererseits in der Bearbeitung von Entwurfsthemen im historischen Kontext oder in unmittelbarem Zusammenhang mit den aktuellen Forschungsprojekten des Lehrstuhls. Darüber hinaus wird die eigenhändige Skizze – traditionell ein wichtiges Werkzeug der Architekt*innen – als Medium der Analyse wie der Aneignung bestehender Architektur in den Lehrveranstaltungen besonders angeregt und gefördert.