WA | Derivat I

  Die Baugruppe Mittelschwaben vor einem Weizenfeld im Schwäbischen Bauernhofmuseum Illerbeuren Urheberrecht: © Tanja Kutter, Schwäbisches Bauernhofmuseum Illerbeuren  

Beim Schwäbischen Bauernhofmuseum Illerbeuren handelt es sich um das älteste Freilichtmuseum im Süddeutschen Raum. 1955 eröffnet und in einer malerischen Illerschleife gelegen, beherbergt es heute mehr als dreißig translozierte architektonische Exponate aus der Region, die rekontextualisert wurden in Form funktionaler und geografischer Baugruppeneinheiten bzw. in Form eines ganzen „Museumsdorfes“. Das Museum, auf dessen Areal auch regionale Kulturpflanzen angebaut und handwerkliche Güter produziert werden, wächst stetig weiter. In naher Zukunft möchte das Museum den Aufbau einer kleinen Schweinezucht realisieren. Dazu bedarf es der Entwicklung eines art- und ortsgerechten Stallgebäudes, das es im Zuge des Seminars „Derivat I“ zu entwerfen, im Zuge des für das kommende Semester geplanten Seminars „Derivat II“ zu detaillieren und zu errichten gilt.

In einer einführenden Veranstaltung werden wir uns zunächst kultur- und typologieübergreifend mit dem grundsätzlichen Phänomen nicht-akademischer, vernakulärer Architektur befassen, um dann – ausgehend vom Baubestand des Bauernhofmuseums – die ländlichen Architekturen Bayrisch-Schwabens kennenzulernen und zu analysieren. Diese Analyse stellt dabei keinen Selbstzweck dar, im Gegenteil: Von Beginn an erfolgt sie vor der Folie des Destillierens der elementaren Bedingtheiten der vernakulären Architektur vor Ort. Der Prozess des Derivierens, des Ab- und Überleitens des vor Ort Gefundenen in eine zeitgenössische Stallarchitektur, wird uns ebenfalls von Beginn an beschäftigen.

Wie lauten sie also, die elementaren Bedingtheiten der vernakulären regionalen Architektur? Welche Funktionen wohnen ihr inne? Welchen Bezug hat sie zur Landschaft? Welche Baumaterialien kommen zum Einsatz, und zu welchen Formen leiten diese? Wie kann, wie soll, wie muss eine Stallarchitektur des 21. Jahrhunderts aussehen, die mit den herausgefundenen Bedingtheiten arbeitet, sie vielleicht gar – indem sie das Museumsensemble behutsam ergänzt – mustergültig zu erfüllen weiß? Wie kann es gelingen, das Stallhaus gleichzeitig als eigenständige, kraftvolle Architektur der Gegenwart zu formulieren, die wir in nicht allzu ferner Zukunft mit unseren eigenen Händen errichten werden?

 
 

Modul

Wahlmodul
M.Sc. | 1. bis 3. Semester

Termine

Einführung: Donnerstag, 5. November 2020, 15 Uhr, über Zoom
Regeltermin: donnerstags, 15 bis 16:30 Uhr, über Zoom
Exkursion nach Illerbeuren: KW 11, 2021 (wenn es die Lage erlaubt)
Intensivphase Entwurf: KW 11 bis 13, 2021
Abgabe: KW 14, 2021

Seminarleitung

Dipl.-Ing. Architektin Verena Hake
Dr.-Ing. Bernhard Niethammer